Sommer
Der Abend beginnt früh, mit Südtiroler Speck und Stillem Wasser. Der Empfang des Bolzano Filmfestival Bozen. Die Terrasse im Amerikahaus füllt sich allmählich. Ein paar bekannte Gesichter von Produktion und Casting, ein paar Schauspielerinnen. Unten an der Filmfest-Kasse eine Menschenschlange, alle freuen sich wohl auf neue Filme an den kommenden 10 Tagen.
Weiter zur Praterinsel, getragen vom Lindenduft durch den Hofgarten, vorbei am Haus der Kunst, Linden säumten ihren Weg kommt so daher jetzt beim Schreiben. Der Rettungswagen steht einsatzbereit vor dem Kontrolldesk des „Crewcalls“, glitzernde Menschen aller Altersklassen stehen vor mir mit ihren Handys und Eintrittscodes. Gescannt und bestempelt geh ich durch den wunderbaren Innenhof die Treppe hinunter an den „Strand“. So nennt sich der mit Sitzkissen, Schirmen, Barhockern, Tischchen bestückte Abschnitt über dem Isarufer. Ein prickelndes Getränk in der Hand steuere ich durch ohrenbetäubende Musik auf die Brüstung zu und lande auf einem Hocker. Voll der Überblick nun.
Leute, 40 Jahre her ist das!
Auf dem Weg wieder nach oben sehe ich einen freien Platz, bequem in einer Nische. Etwas lenkt mich dorthin.
Ist hier frei?
"Frau Poooosch!"
Ein Aufschrei - genau so - des Mannes daneben. Das Film-Industry-Schildchen am Band um den Hals.
"Ich habe Sie am Düsseldorfer Schauspielhaus in der Rolle der Chaja in „Ghetto“ von Joshua Sobol gesehen. Wow, ich war vierzehn damals, es hat sich mir so eingeprägt, und nun sehe ich Sie hier.“
Liebe Leute, das ist vierzig Jahre her! Mein Aussehen hat sich verändert, die braunen langen Haare sind jetzt silbergraue kurze Antennen. Und er erkennt mich?
„Ja, Ihr Gesicht, die Augen, die Stimme. Ein Selfie schicke ich meinen Eltern, damit sie sehen, mit wem ich hier sitze.“
Menschen wollen zusammen sein, feiern, sich austauschen (eher sich anschreien bei dieser lauten Club-Musik), und alle sind dankbar, dass der Abend unter klarem Himmel stattfindet, kein Platzregen in Sicht. Der Burger schmeckt nach weichem Karton, der Appetit ist größer, das rohe Blaukraut tropft seine Farbe auf mein pinkfarbenes Sommerkleid.
Impressionen
Nach einer Weile bin ich noch Mal oben im schönen Innenhof, die Räume der „Orangerie“ sind noch leer, da wird später getanzt. Der nächste Getränkebus hat aufgemacht, vor der Sponsorenwand werden Selfies gemacht, wilder Wein klettert an Anton Gruber hoch, der den Prater 1810 gegründet hat.
Die St.Lukas-Kirche gegenüber fühlt sich nach Venedig versetzt. An der Isar unten geniessen einige einen echten Strand. Für Musik sorgt das Rauschen vom Wehr.
Allen, die ab nun das Filmfest mit all seinen Veranstaltungen genießen, viel Freude, Kunstgenuss, Spass, und freundliche Menschen rundherum.
Liebe und Zuversicht für Euch *
Krista Posch
Mehr übers 41.Filmfest
Bilder&Text
(C)KPosch
Kommentar schreiben