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Beim italienischen Konsulat

Eine souveräne Rose empfängt im kleinen Vorgarten des Konsulats.

Der freundliche Zerberus im Hauseingang klingt wie ein Bariton, der am Abend in der Arena di Verona eine Opernarie schmettern wird, und diese grandiose Stimme lädt jede wartende Person einzeln ein, noch länger zu warten oder zum passenden Sportello hoch zu gehen.

Kinder und wunderschöne exotisch wirkende Frauen tummeln sich im ersten Stock, holen sich Espresso aus dem überforderten Automaten, streicheln ihren schwangeren Bauch, warten auf den erlösenden Aufruf.

Zur Fahndung ausgeschrieben?

Ich lande beim Sportello 3 und trotz des Passfotos aus dem U-Bahn-Automaten, auf dem ich aussehe wie betrunken, übernächtigt, und überhaupt wie auf einem Fahndungsfoto, wird mein Ansuchen um Erneuerung meines Passes angenommen. Für jeden Fingerabdruck auf der kleinen Maschine werde ich gelobt, als ob ich 6 Jahre alt wäre.

 

Die Wartezeit nachher verbringe ich auf dem Fahrrad und fahre durch die Möhlstrasse mit ihren Villen und ihrem Grün, noch ist es angenehm draussen.

Wie schön doch München vor allem im Sommer ist, sag ich mir und bin dankbar, schon seit fast 40 Jahren hier zu leben und zu arbeiten und zu sein.

Seit mehreren Jahren mit der doppelten Staatsbürgerschaft. Diese Prozedur war ein besonderes Erlebnis, mit Lernen und vielen schriftlichen Prüfungsfragen auf der Volkshochschul-Schulbank, und schließlich hielt ich die Einbürgerungs-Urkunde in der Hand. Mir war etwas feierlich zumute, erinnere ich mich, trotz des grantigen Beamten.

 

Und jetzt steh ich wieder im 1.Stock und mein neuer ital. Pass wird mir überreicht, und die Opernstimme ruft mir „buone vacanze“ hinterher. Passt ja im Sommer immer. 

 

Eine Krähe trippelt etwas unschlüssig über das Kopfsteinpflaster Richtung Eingang.

"Hab ich überhaupt einen Termin?"

Eine rötliche Katze schleicht in die andere Richtung,

"Italien ist schon lange nicht mehr, was es mal war", lese ich in der Gedankenblase über ihrem Kopf. 

 

Im Hof springen die Kinder herum, und die schönen Frauen hocken diskutierend auf den Steinen vor dem Eingang. Während ich mein Fahrrad aufschließe lausche ich der Musik der italienischen Sprache.

 

(c)KP

 

Allen meinen Blog-Leserinnen und Lesern einen freundlichen August!

Krista Posch

krista-posch.de

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